Stillen in der Öffentlichkeit. Ein viel diskutiertes Thema und vor allem von Erstmamas gefürchtet. Auch ich war anfänglich verunsichert. Kann ich als stillende Mutter denn überhaupt das Haus verlassen? Werden mich die Leute blöd angucken? Vielleicht sogar eine Bemerkung fallen lassen? Heute weiss ich: Alles überhaupt kein Problem. Habt Mut!
Natürlich gibt es immer wieder seltsame Menschen, die bescheuerte Kommentare abgeben müssen. Solche, die Stillende mit Zapfsäulen vergleichen zum Beispiel. Andere, die sich gottsjämmerlich darüber aufregen, dass dein Kinderwagen im Supermarkt den Durchgang blockiert. Nachbarn, die besserwisserische Erziehungstipps zum Besten geben. Ich habe dann stets Mitleid. Und streichle den Griesgramen ein bisschen übers Köpfchen.
Mit der Routine kommt die Lockerheit
Bislang habe ich mit dem Stillen in der Öffentlichkeit aber nur gute Erfahrungen gemacht. Allerdings war ich nach meiner ersten Geburt diesbezüglich sehr gehemmt. Ich wusste nicht, was ich anziehen sollte, damit meine Brust verdeckt bleibt. Ich hatte keinen Plan, wo ich in der Öffentlichkeit stillen konnte. Das Stillen musste noch geübt werden und die Verwendung von Stillhütchen machte die ganze Sache nicht einfacher.
Damals versuchte ich zu berechnen, wann ungefähr die nächste Stillmahlzeit anstand. Ich stillte, ging aus dem Haus und schaute zu, dass ich innerhalb von drei Stunden wieder in meinen eigenen, sicheren vier Wänden war. Die Lockerheit kam mit der Routine. Versteckte ich mich zuerst noch in dunklen Restaurantecken, fand ich mich ein paar Wochen später stillend in einem Boulevardcafé an einer belebten Strasse wieder.
Und heute – bei meinem zweiten Kind – kommt es oft vor, dass ich das Haus verlasse und gar vergesse zu überlegen, wann die nächste Stillmahlzeit ansteht. Wenn sich die Kleine dann meldet, suche ich mir kurzerhand ein ruhiges Plätzchen und lege sie an.
Die optimale Stillbekleidung
Bei meinem ersten Kind hatte ich so gar keine Ahnung, wie ich mich obenrum anziehen soll. Ich kaufte ein paar Dinge, die mir das Stillen in der Öffentlichkeit erleichterten.
Stillschal oder Stilltuch: Bei meiner ersten Tochter hatte ich jeweils einen Stillschal dabei. Im Endeffekt war mir das Ganze dann aber zu kompliziert, sodass ich diesen bei meinem zweiten Kind erst gar nicht mehr hervorkramte.
Swaddle: Wenn du dich unwohl fühlst, kannst du deine Brust und das Baby auch mit einem Swaddle bedecken. Ich habe einen solchen fast immer mit dabei, da er äusserst praktisch ist und sich überdies zum Pucken, als leichte Decke, als Sonnenschutz oder schlicht zum Kuscheln eignet.
Stillshirts: Dann gibt es Stillshirts, die dir das dezente Stillen in der Öffentlichkeit erleichtern. Nach beiden Schwangerschaften wollte ich allerdings so schnell wie möglich wieder meine «normale» Kleidung tragen, welche neun Monate lang ihr tristes Dasein in meinem Schrank fristete.
Lockeres Oberteil: Meine liebste Stillbekleidung ist ganz klar diese Variante. Ein Still-BH sowie ein ganz normales, locker geschnittenes Shirt/Pulli, das ich einfach hochziehen kann. Während dem Stillen werden Brust und Bauch vom Baby verdeckt. Wenn du magst, kannst du auch ein Trägershirt unter deinem Pulli tragen, sodass Bauch und Rücken komplett verdeckt bleiben.
Rückzugsorte für dich und dein Baby
Dein Baby mit der Brust zu ernähren bedeutet nicht, dass du während den Stillmahlzeiten an deine Wohnung gebunden bist. Auch in Parks oder Restaurants kann man das Stillen nämlich so diskret halten, dass es gar nicht grossartig auffällt.
Spielplatz: Der wohl unproblematischste Ort, um in der Öffentlichkeit zu stillen. Hier tummeln sich sowieso vorwiegend Eltern mit ihren Sprösslingen. Wenn du also unterwegs bist und stillen möchtest: Halte nach Rutschbahnen und Schaukeln Ausschau und such dir ein lauschiges Plätzchen am Schatten.
Auto: Wenn du mit dem Auto unterwegs bist, bietet dieses eine prima Stillmöglichkeit. Besonders praktisch finde ich, wenn mein Auto in einem Parkhaus steht. Dort ist es ruhig, eher dunkel und es können praktisch keine Passanten hineingucken.
Apotheke: Viele Apotheken bieten ruhige Räume zum Stillen an. Hier findest du eine Liste mit stillfreundlichen Apotheken im Raum Zürich.
Stillzimmer: Erkundige dich nach speziellen Stillzimmern. Vor allem Einkaufszentren (so zum Beispiel das Sihlcity oder das Glattzentrum) bieten meist einen ruhigen Rückzugsort für dich und dein Baby an.
Umkleidekabine: Kein Stillzimmer zur Hand? Dann suche ein Modegeschäft auf und stille dein Baby in der Umkleidekabine. Wenn es dir unangenehm ist, einfach so hinein zu gehen, frag vorher eine Angestellte. Ich habe bis jetzt nur positive Erfahrungen gemacht.
Café: Such dir ein gemütliches Café, sobald dein Kleines hungrig ist. Optimalerweise wählst du ein Lokal, das auch von anderen Mamas gerne besucht wird. Restaurants, die von übermässig vielen Geschäftsleuten bevorzugt werden, meide ich. Meine Favoriten: Starbucks, Hiltl oder Tibits.
Tragetuch: Es gibt Mütter, die ihre Babys gar im Tragetuch oder in der Tragehilfe stillen. Ich versuchte es nie, habe mir aber sagen lassen, dass es mit ein bisschen Übung ganz prima klappt. Hier eine Anleitung.
Bilder: © The Glowing Tribe
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10 Comments
Alex.
1. Februar 2018 at 15:44Liebe Isabelle! Du sprichst mir aus der Seele!!! DANKE für diesen Artikel!!!! Sei umarmt!!! 😉
Isabelle
2. Februar 2018 at 19:52Danke für deinen lieben Kommentar, liebe Alex 😘
Sabrina Storrer Jenni
2. Februar 2018 at 19:38ich stahne au jede Tag vor dere Useforderig… Merci Isa für diä super Tipps!!!
Isabelle
2. Februar 2018 at 19:52Sehr gern 💛 Ich hoffe mini Tipps helfed dir und dir und dinere Muus gahts guet 😌😘
Nathalie
4. Februar 2018 at 13:15So wahr… Danke für den tollen Beitrag! gar nicht kompliziert machen dann bleibt stillen die schönste sache! hatte soviele negative berichte gehört dabei habe ich bis jetzt nur die schönsten erfahrungen sammeln dürfen!
Isabelle
4. Februar 2018 at 13:19Vielen Dank für deinen Kommentar 💛 Ich sehe das genau wie du 😌
Manuela
11. Februar 2018 at 9:52Ich habe immer und überall gestillt, auch stehend an der Tramhaltestelle. Meistens hat es gar niemand bemerkt und ich hatte noch nie auch nur einen negativen Kommentar zu hören bekommen. Einzig Kleider im Sommer eignen sich nicht wirklich…
Stefanie
1. März 2018 at 6:04Hat es dann auch mit den Hütchen in der Öffentlichkeit geklappt? Unser Kleiner ist jetzt 2 Wochen alt und langsam unternehmen wir wieder was, aber ich frage mich, ob ich das mit den Hütchen ausser Haus hinkriege…
Isabelle Kade
1. März 2018 at 7:26Ja mehr oder minder. Es war sicherlich ein bisschen aufwändiger und ich hatte immer mehrere Hütchen dabei, damit ich immer ein sauberes zur Hand hatte. Ich ging dann halt eben in eine Umkleidekabine zum Stillen 😌
Dési
1. März 2018 at 17:44Auch ich versuche gerade mich nicht nur in den Stillpausen aus dem Haus zu trauen und meine Erledigungen mühsam zu timen. Gerade habe ich eine passende App dazu gefunden, welche vorallem auch jetzt in der kalten Jahreszeit nützlich sein kann: mamamap zeigt dir stillfreundliche orte in deiner nähe an. tönt super praktisch…