Ich bin ein Mombie. Eine Mischung aus Mom und Zombie. Ich wandle durch den Tag mit Schlafzimmerblick, Augenringen und zerzaustem Haar. Und mein Spiegelbild bietet derzeit nichts, was dem Wort Vitalität nur im geringsten ähnlich ist.
Meine Mombiehaftigkeit führte jüngst gar dazu, dass ich mich in einem Kosmetikgeschäft beraten liess. Von einer jungen Verkäuferin mit strahlender Haut. Ohne Augenringe. Und garantiert ohne Kinder. Nach einer Stunde verliess ich den Laden wieder. Zusammen mit einer Tüte voller erfolgsversprechender Produkte namens «Look Less Tired», «Camera Ready Concealer», «Camouflage Makeup», «Precious Blush» sowie Schminkpinsel, Schminkschwämmchen und dergleichen. Die Verkäuferinnen müssen sich nach meinem Weggang abgeklatscht haben.
Schlafentzug oder The Walking Mom
Mein verlorenes Ich scheint also gerettet. Äusserlich zumindest. Der chronische Schlafmangel bleibt. Wie auch die nächtlichen Diskussionen und Verhandlungen mit dem Partner, wer sich jetzt um den Knirps im Kinderzimmer kümmern soll. Wenn es nicht die Zähne sind, dann ist es garantiert eine Erkältung, eine Grippe, ein Entwicklungsschub, ein Albtraum, Hunger, Durst, das fehlende Kuscheltier, ein blödes «Mödeli» oder alles miteinander. Da helfen weder Familienbett, noch die mobile Matratze im Kinderzimmer, noch sonst irgendwelche gut gemeinten Tipps.
Zurück bleibt lediglich die Erkenntnis, dass man als Mombie um die Häuser schleicht und folgende Merkmale aufweist:
Wie erkennt man einen Mombie?
- Mombies (lat. mater semisomnum semivigilate) sind Mamas, die aus chronischem Schlafmangel die Kontrolle über ihre höheren Gehirnfunktionen verloren haben.
- Durch den Verlust dieser Gehirnfunktionen sind sie passive Wesen, die auf Autopilot laufen. Sie werden durch den Willen ihres Nachwuchses gesteuert.
- Eine wichtige Erkenntnis ist, dass sich Mombies häufig in Gesellschaft kleiner Geschöpfe unter oder knapp über einem Meter Körpergrösse bewegen.
- Dabei treiben sie sich oft auf Spielplätzen oder in Indoor-Spielhallen rum und jagen stöhnend kleinen, zappeligen Geschöpfen mit Schnuddernase nach.
- Mombies bewegen sich langsam. Sie schleppen nicht nur sich selber durch die Gegend, sondern auch kleine Menschenkinder, Kickboard, Dreirad, Lieblingskuscheltier, Essbares und Notfallköfferli.
- Bei ihrer Suche nach Fressen greifen sie aufgrund ihrer Dauermüdigkeit auf simple Nahrung zurück. Fischstäbli aus dem Gefrierfach, Chipolata oder Mais und Erbsli sind beliebte Opfer.
- Mombies konsumieren ihren Schlaf zerstückelt. In ihrer eigenen Schlafstätte halten sie sich kaum länger als zwei Stunden in Folge auf.
- Wird ihr Schlaf gestört, hält man sich vorsichtshalber von ihnen fern. Nicht selten reagieren sie gereizt. Und es überkommt sie eine wahre Fluch-Attacke.
- Am wirkungsvollsten holt man einen Mombie ins Leben zurück, indem man ihn einfach schlafen lässt. Acht Stunden. Am Stück! Mindestens.
Ich erhoffe mir sehnlichst, dass das neue Jahr schlafenstechnisch erfolgsversprechender sein wird. Obwohl – wir kriegen ja ein zweites Kind. Vielleicht kauf‘ ich mir besser einen zweiten Concealer. Zur Sicherheit.
Beitragsbild: © iStock / Sara Berdon
10 Comments
Jasmine
21. Dezember 2016 at 13:01Gratuliere zu diesem super Beitrag 😂!! Ich habe mich schlapp gelacht…
Isabelle
22. Dezember 2016 at 14:25Danke Jasmine, das freut mich 😃😘
Andrea
21. Dezember 2016 at 17:17Mein Tipp: Lippenstift. Lenkt von den Augenringen ab…chch
Isabelle
22. Dezember 2016 at 14:28Hmmm, ich glaub ich muss nochmals ind dieses Kosmetikgeschäft 😋
Corinne
21. Dezember 2016 at 20:24Wiedereinmal sprichst du mir aus vollstem Herzen! Danke, dass du trotz der Müdigkeit den Humor nicht verloren hast 😂
Isabelle
22. Dezember 2016 at 14:25Mit Humor geht’s leichter. Obwohl ich nachts eher zur Sorte „Fluch-Attacke“ gehöre 😜
Jana Reshi
22. Dezember 2016 at 13:01Good Luck 😜 Sich dir einen Babysitter, der Nachtschicht macht. Kann ich nur empfehlen. Ansonsten nur soviel: seit 15 Wochen chronischer Schlafmangel. Da hilft kein Make up mehr. Schlafmangel ist und bleibt Schlafmangel 🙈
Isabelle
22. Dezember 2016 at 14:23Guter Input, es gibt doch diese Night Nannies 😉 Ich hoffe, dass es bei euch bald besser wird!
fifi
28. Februar 2017 at 20:47word, ich stimme zu was du alles schreibst… schlafen ist purer luxus für mich!
Klara
23. Oktober 2018 at 11:49Hallo Isabelle,
was für ein schöner Artikel. Ich kenne das Mombie-Dasein nur allzu gut. Bei mir ist das quasi zum Dauerzustand geworden. In manchen Phasen läuft es etwas besser, dann blüht man wieder richtig auf und fühlt sich wieder wie ein Mensch. Dann kommt aber der nächste Zahn oder irgendwas und man wird wieder heimgesucht von Augenringen und einem Gehirn wie Watte….Daher hier meine 8 Tipps, was man als Mombie niemals tun sollte!
https://alle-wach.de/mamazeit/8-dinge-die-mama-als-mombie-nie-tun-sollte/
Liebe Grüße, wir sehen uns dann alle im Mombieland 😉
Klara